»Erinnern ist manchmal leichter als vergessen.«

Unbekannt

Im November habe ich an dieser Stelle schon über das Verb »gedenken« geschrieben. Thematisch gibt es noch einen Anknüpfungspunkt, wie mir am letzten Wochenende bewusst wurde. Nicht nur einmal habe ich da folgende Formulierung gehört:

Der russische Angriffskrieg jährt sich zum zweiten Mal.

Sprachlich ist das falsch: Der Krieg ist das, was seit dem Angriff (und in Wirklichkeit ja sogar noch länger) andauert. Aber »sich jähren« bedeutet »sich jährlich wiederholen«, es kann sich also nicht auf etwas beziehen, das sich über einen längeren Zeitraum erstreckt.

In anderen Berichten hieß es:

Der russische Angriff jährt sich zum zweiten Mal.

»Der Angriff« ist zwar auf das gemeinte Datum begrenzt, nämlich den 24. Februar 2022. Trotzdem ist auch diese Formulierung nicht korrekt: Was sich jährlich wiederholt, ist nicht der Angriff selbst, sondern das Datum des Angriffs.

Auch bei positiven Gedenktagen gibt es Unschärfen: Viele Unternehmen, deren Gründung beispielsweise 20 Jahre zurückliegt, feiern »20. Jubiläum«, obwohl es das 20-jährige Bestehen ist. Schließlich wird nicht in jedem einzelnen Jahr Jubiläum gefeiert. Auch das »20-jährige Jubiläum« ist unpräzise, weil ja nicht das Jubiläum 20 Jahre alt ist, sondern die Firma.

In diesem letzten Punkt allerdings hat sich die Duden-Redaktion schon ergeben: Diese Fügung habe sich »so sehr eingebürgert, dass sie nicht mehr als falsch anzusehen ist«, heißt es im »Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle« von 2021.

© Juliane Topka 2024
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