»Nicht alles Wünschenswerte ist erreichbar, nicht alles Erkennenswerte erkennbar.«

Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832)

Im Fernsehen erklärte neulich ein Experte: »Qualität ist nicht unbedingt am Preis erkenntlich.« Das stimmt, dachte ich – und die sprachliche Form dieser Aussage lässt mit Blick auf die Qualität auch zu wünschen übrig.

Denn was er meinte, war »erkennbar«: Es gibt teure Dinge, die trotzdem nichts taugen, und umgekehrt ist so manches Produkt, das wenig kostet, erstaunlich wertig. Anders gesagt, kann man am Preis allein nicht erkennen, ob etwas von geringer oder hoher Qualität ist. Er ist ein brauchbares Indiz für Qualität, aber kein Beweis.

Die Zeiten, in denen man das ähnlich klingende Adjektiv »erkenntlich« in dieser Bedeutung gebraucht hat, sind lange vorbei. Heute ist es nur noch in der Wendung »sich erkenntlich zeigen« verbreitet: Damit ist gemeint, dass man durch ein Geschenk oder eine Gefälligkeit seinen Dank für etwas ausdrückt. Die weitere Form »jemandem erkenntlich sein« für »jemandem dankbar sein« markiert der Duden ebenfalls als »gehoben veraltend«.

Und dann gibt es noch »kenntlich«, gängig vor allem in »etwas kenntlich machen«, also kennzeichnen oder markieren. Dieses Wort lässt sich tatsächlich auch als Synonym für »erkennbar« nutzen. Der Experte hätte also sagen können, dass Qualität nicht unbedingt am Preis kenntlich sei. Das wäre dann korrekt gewesen, hätte aber auch ein wenig angestaubt geklungen.

© Juliane Topka 2025
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