»Niemals fehlen die Wörter den Ideen, sondern die Ideen den Wörtern.«

Joseph Joubert (1754 bis 1824), französischer Moralist

Wenn etwas, das man braucht, nicht da ist, kommt man manchmal in Schwierigkeiten. Das gilt nicht nur auf der inhaltlichen Ebene, sondern auch auf der sprachlichen. Zwei Beispiele:

Fehlende Kontakte schaden dem Geschäft.
Die fehlende Verfügbarkeit von Rohstoffen bringt Abläufe ins Stocken.

Auch wenn man unmittelbar versteht, was gemeint ist: Sprachlich sind beide Aussagen falsch. Denn das Verb bezieht sich grammatisch jeweils auf die Größe, die gar nicht da ist. Kontakte, die es nicht gibt, können aber nicht dem Geschäft schaden, und eine Verfügbarkeit, die nicht vorhanden ist, bringt nichts ins Stocken.

Ersetzen wir mal Kontakte bzw. Rohstoffe durch X. Was in beiden Aussagen für Probleme sorgt, ist nicht das fehlende X, sondern die Tatsache, dass X fehlt. Ein scheinbar feiner, sprachlich aber enorm wichtiger Unterschied. Die Tatsache, dass etwas fehlt, ist der Mangel, und der ist es, der stört. Richtig ist also zum Beispiel:

Ein Mangel an Kontakten schadet dem Geschäft.
Rohstoffmangel bringt Abläufe ins Stocken.

Mein Sprachzentrum haut inzwischen automatisch auf den Buzzer, wenn es darum geht, dass etwas fehlt. Nicht immer ist die entsprechende Formulierung dann auch wirklich falsch, aber in den allermeisten Fällen ist der Alarm berechtigt.

© Juliane Topka 2025
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