»Wer auf Vertrauen dringt, zeigt, dass er es nicht freiwillig verdient.«

Deutsches Sprichwort

Eine Leserin bat mich, einmal etwas über die Verben »dringen« und »drängen« zu schreiben: Wie unterscheiden sie sich im Gebrauch und in der Grammatik? Dringt oder drängt zum Beispiel jemand auf eine Entscheidung?

Grundsätzlich gilt, dass »dringen« stark gebeugt wird (drang/gedrungen) und das erst später daraus entstandene Handlungsverb »drängen« schwach (drängte/gedrängt). Zudem ist »drängen« ein transitives Verb, das heißt, es steht in Kombination mit einem Akkusativobjekt:

Es drängt (wen oder was?) mich, Ihnen das zu erklären.
Sie hat (wen oder was?) ihn gedrängt, die Aufgabe zu übernehmen.

Dagegen ist »dringen« intransitiv, braucht also kein solches Objekt:

Durch den Türspalt dringt ein Lichtschein.
Er drang darauf, schnell abzureisen.

Aus diesen Rahmendaten leitet sich ab, dass jemand auf eine Entscheidung dringt und nicht drängt. Allerdings vermerkt der Duden, dass auch »drängen« inzwischen teilweise intransitiv gebraucht wird. Jemand kann also auf eine Entscheidung dringen oder auch drängen, gedrungen oder gedrängt haben. Suchen Sie sich aus, was Ihnen besser gefällt.

In Sachen Beugung erwähne ich der Vollständigkeit halber noch, dass auch die Ableitung »aufdrängen« schwach gebeugt wird. Diese Zusatzinformation habe ich Ihnen somit jetzt aufgedrängt (nicht: aufgedrungen).

© Juliane Topka 2023
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