»Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere.«

Laotse

Es gibt Grammatikfragen, die viele sprachbewanderte Menschen aus dem Stand und sehr bestimmt beantworten. Aber nicht immer ist die Antwort so eindeutig, wie man meinen könnte. So ein Fall ist die Verwendung von »statt« bzw. »anstatt«: Dass man diese Wörter mit einem Genitiv kombiniert, halten viele für ein eisernes Gesetz. Ganz so einfach ist es aber nicht.

Richtig ist: Wenn »statt« oder »anstatt« als Präposition gebraucht wird, steht es mit dem Genitiv.

Statt eines kleinen Meetings gab es heute eine große Betriebsfeier.
Wir haben statt des kleinen Konferenzraums den Festsaal gebucht.

Die erste Ausnahme ergibt sich in Fällen, in denen der Genitiv gar nicht zu erkennen ist. Das kommt vor, wenn der Genitiv Plural mit dem Nominativ oder Akkusativ Plural des betreffenden Worts identisch ist. Dann kommt der Dativ zum Zug:

Statt Heißgetränken gab es zur Feier des Tages Sekt.

Die zweite Ausnahme gibt es, wenn »(an)statt« nicht als Präposition gebraucht wird, sondern wie eine Konjunktion. Das erkennen Sie daran, dass es sich durch »und nicht« ersetzen lässt. Dann ist der Kasus richtig, den Sie auch wählen würden, wenn im fraglichen Satz nicht »(an)statt« stünde, sondern »und nicht«:

Wir haben den Festsaal gebucht statt den kleinen Konferenzraum.
(Akkusativ; analog zu: … und nicht den kleinen Konferenzraum.)

Die Chefin gab das Mikrofon ihrer Sekretärin statt dem Abteilungsleiter.
(Dativ; analog zu: … und nicht dem Abteilungsleiter.)

 

© Juliane Topka 2019
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