Ich hätte nicht geglaubt, dass ich mal so eine Überschrift schreibe. Diese Packung Hühnersuppe hat mich so weit gebracht:
Wo man geht und steht, begegnet man heute Schreibungen, in denen Bindestriche fehlen. Da liest man von »Gute Laune Hits«, wo es »Gute-Laune-Hits« heißen müsste; von »Englisch Unterricht«, wo »Englisch-Unterricht« (oder noch besser »Englischunterricht«) richtig wäre; oder auch von »Social Media-Plattform«, wo »Social-Media-Plattform« die einzig richtige Schreibweise wäre.
Diesen Beispielen ist gemein, dass sie als Verbund jeweils ein Substantiv bilden; die Bezeichnung für eine Sache. Deshalb schreibt man sie korrekt auch in einem Wort bzw. bei längeren und unübersichtlichen Zusammensetzungen mit Bindestrichen gekoppelt. Die Stellen, an denen ein solcher Bindestrich fehlt, obwohl er nach den Rechtschreibregeln zwingend notwendig ist, bezeichnen wir Sprachpingel mehr oder weniger liebevoll als »Deppenleerzeichen«. Die gibt es viel häufiger, als die Sprachpolizei erlaubt. Und so hat unsereiner sehr häufig das Bedürfnis, einen großen Kübel Bindestriche in die Textwelt zu schütten.
Zurück zur Hühnersuppe. Dort ist genau das Gegenteil passiert, und so etwas ist in der Tat ähnlich selten wie ein vierblättriges Kleeblatt: »Heißer-Genuss« steht da, mit Bindestrich. Einem Bindestrich, der da aber auch so überhaupt gar nichts zu suchen hat, denn das Substantiv ist hier nur der Genuss – »heißer« ist ein ganz normales Adjektiv, da gehört nichts gekoppelt.
Und trotzdem steht da ein Bindestrich.
Ich möchte nur zu gern glauben, dass das der Rächer für all die vernachlässigten Bindestriche dieser Welt ist …
Mich erinnert das ja sofort an Website-Namen. Dort sind Leerzeichen ja nicht erlaubt.
Und ich glaube, seitdem ist der Bindestrich wieder modern geworden.
Aber leider haben die http://www.heisser-genuss.de nicht gesichert. (ok, „ß“ ist auch nicht erlaubt)
Hm, dass Bindestriche wieder in Mode kommen, konnte ich bisher noch nicht feststellen. Aber schon wegen der URLs wäre das eigentlich nur logisch, das stimmt. Offenbar greift die Logik hier nicht 😉
Danke für dieses ungewöhnliche Beispiel ausufernd freier Rechtschreibregeln. Leider bestätigt es wohl den Spruch von der Ausnahme und der Regel. Dass früher doch alles besser war, zumindest bei der Rechtschreibung, habe ich gerade beim Lesen alter Zeitschriften bemerkt: kein einziges Deppenleerzeichen, keine einzige Binnenmajuskel, und Kopplungen genau den den richtigen Stellen. Es war ein Genuss, das zu lesen.
Dankeschön! Ich hatte heute eine Diskussion über Binde- und Gedankenstrich und kam mir vor, wie ein Alien. Jetzt kann ich beruhigt die grüne Farbe aus meinem Gesicht wieder herunterfahren und nach Hause radeln 🙂
Ganz ehrlich? Ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass Social-Media-Manager im Deutschen die korrekte Schreibweise wäre. Das sieht auf den ersten Blick total seltsam aus, da die Berufsbezeichnung aus den USA kommt und dort alle von „Social Media“ reden.
Seitdem ich das aber in einem Buch gelesen habe (man lernt nie aus!), versuche ich darauf zu achten. Insgesamt gibt es aber deutlich schlimmere Fehler, wie ich finde. „Danke für’s ______“ beispielsweise.
Social Media schreibt man auch in deutschen Texten ohne Bindestrich, keine Sorge. Erst in dem Moment, in dem der Begriff mit einem deutschen Wort zusammengesetzt wird, schreibt man das Ganze gekoppelt – wie im Text die »Social-Media-Plattform«. Beim Manager kann man sogar noch streiten, ob man den inzwischen als deutschen Begriff versteht und damit koppelt. Ich würde es machen (schon wegen der Einheitlichkeit), könnte aber notfalls auch vertreten, den »Social Media Manager» ohne Bindestriche zu schreiben.
Der Apostroph bei »für’s« ist nicht wirklich falsch, aber mittlerweile total ungebräuchlich. Oder im Duden-Sprech: Man setzt bei solchen Verschmelzungen »in der Regel« keinen Apostroph. 🙂
Interessant. Die ganzen Anglizismen werden sicher auch in den nächsten Jahren noch einige weitere spannende Diskussionen auslösen.
Was „für’s“ anbelangt: Auf duden.de hab ich bislang kein „für’s“ gefunden, sondern nur „fürs“. Nach dem soll man sich denn da richten?
Du kannst dich ruhig nach duden.de richten – die Druckversionen geben halt manchmal noch ein paar mehr Infos. Bei solchen Verschmelzungen setzt man einen Apostroph eigentlich nur dann, wenn es sonst schwer verständlich ist, zum Beispiel bei »So’n Quatsch« (»Son« ist schwieriger zu lesen) oder bei »Ich gehe in’n Laden«. Was schwer verständlich ist, liegt aber letztendlich im Auge des Betrachters …
Also lohnt es sich doch noch, den gedruckten Duden zu kaufen? Interessant. Vielen Dank für die Information. Wieder was dazugelernt – sehr schön 🙂
Für Sprachprofis auf jeden Fall – wenn nicht gedruckt, dann als CD-ROM bzw. Software-Download. duden.de ist sehr nützlich für den Hausgebrauch, aber die Duden-Redaktion will ja auch noch Bücher verkaufen. 🙂
Pflicht sind aus meiner Sicht die Bände 1 (Rechtschreibung) und 9 (mit dem klingenden Titel »Richtiges und gutes Deutsch«), sehr sinnvoll auch noch das Stilwörterbuch (Band 2).
Haha! Das erinnert mich an das Schild vor dem Restaurant in unserem Nachbardorf:
„Fleisch vom Heißenstein“ :-)))
Au weia! 😀
Ich finde, da es sich bei den meisten der fehlenden Bindestriche (wie bei der „Social Media-Plattform“) tatsächlich um Anglizismen handelt, gehört die „Heißer-Genuss Hühnersuppe“ eigentlich in die gleiche Kategorie, denn im Englischen verbindet man ein Substantiv und zugehöriges Adjektiv ja mit Bindestrich, wenn sie als Attribut einem anderen Substantiv vorangestellt werden (z.B. „low-tolerance mindset“). Ich hoffe, ich habe das jetzt alles richtig angewendet und erklärt! Viele Grüße und danke für den interessanten Artikel 🙂