Es ist ja so: Wenn an meinem Briefkasten steht »Bitte keine Werbung einwerfen«, dann meine ich damit: Bitte keine Werbung einwerfen. Im Subtext steht: Wenn Sie es trotzdem tun, kann es durchaus passieren, dass ich sie für mein Blog verwende. 😀
Heute fischte ich dies hier aus dem Kasten:
Das Ganze gedruckt auf festem Papier mit Hochglanzlack. Soll ja wertig rüberkommen! Aber Wertigkeit bemisst sich halt nicht allein am Papier. Zum Layout sag ich jetzt mal nichts, das ist nicht meine Baustelle. Aber zu den Anführungszeichen!
Also. Fangen wir doch mal von vorn an. Anführungszeichen stehen im Deutschen entweder vorn unten und hinten oben („…“) oder als Guillemets (»…«). Sie können mehrere Funktionen haben:
- Sie zeigen Zitate/direkte Rede an.
- Sie kennzeichnen Namen oder Titel, die ohne die Striche einen anderen Sinn ergeben würden – man kann zum Beispiel in den Spiegel sehen oder in den »Spiegel« (die Zeitschrift).
- Sie deuten auf Ironie oder Wortspiele hin.
Nie, nie, niemals aber sind Anführungszeichen dazu da, etwas zu betonen! Die Hervorhebung, die hier beabsichtigt war, ist mit der Versalschreibung (Großbuchstaben) bereits mehr als erfüllt. Die Anführungszeichen sind nicht nur fehl am Platz, sondern erwecken auch noch einen falschen Eindruck. Denn der einzige der drei echten Zwecke – siehe oben –, der hier überhaupt infrage kommt, ist der dritte. Damit sagt die Überschrift aus: Wir liefern keine Extraklasse, aber wir schreiben das trotzdem mal hin, weil’s ja schließlich viel besser klingt und aussieht.
Noch interessanter wird es auf der Rückseite:
Wenn Kampfsport jetzt mein Ding wäre – mich könnte man kaum misstrauischer machen als mit solchen Zeilen, da nützt das schönste Hochglanzpapier nichts.
Interessant finde ich bloß, dass das Wort EINSTEIGEN nicht in Anführungszeichen steht. Das meinen sie dann wohl doch ernst.
In meinem XING-Stream steht heute:
Allen einen schönen „Tanz“ in den Mai!“
Dieser „Tanz“ machte mich vorhin auch schon etwas misstrauisch …
Och, den könnte ich (natürlich je nach Zusammenhang) sogar vertreten, denn der könnte ja auch Ironie andeuten: Der Schreiber weiß, dass die alle gar nicht tanzen, sondern höchstens torkeln 😀
Und wenn „Tanz in den Mai“ als Ganzes in Anführungszeichen steht, könnte es (okay, mit ein bisschen gutem Willen) als Name bzw. Titel durchgehen. Nötig sind die Strichlein aber nicht.
Ich musste doch sehr schmunzeln.
Auf diese Weise betrachtet entpuppt sich der Text als Warnhinweis.
Zur grafischen Erstellung – das ist hausgemacht. Kein Grafiker lässt sich auf Anführungsstriche oben am Anfang ein. Hier wurde fast sicher ein Programm verwendet das es kostenfrei oder günstig gibt. Man hat sich nie die Mühe gemacht sich richtig einzuarbeiten.
Ich wünsche ein „schönes Wochenende“ 😉
Ich grinse – zu dem Thema rede ich mir Kunden gegenüber oft den Mund fusselig…