»Erfahrung ist das, was man im letzten Jahr falsch gemacht hat.«
Unbekannt
Auf mehrfachen Wunsch kümmere ich mich heute um eine Frage, die anscheinend viele von Ihnen immer mal wieder ins Grübeln bringt: Heißt es »im Juli diesen Jahres« oder »im Juli dieses Jahres«?
Mein Eindruck ist, dass man »diesen Jahres« inzwischen sogar in Zeitungen und Nachrichtensendungen deutlich häufiger liest und hört als »dieses Jahres« – obwohl nur Letzteres korrekt ist:
Im Juli dieses Jahres hat es sehr viel geregnet.
Dass »diesen Jahres« vielen zumindest nicht völlig falsch vorkommt, liegt vermutlich daran, dass wir unbewusst an »im Juli letzten Jahres« und »im Juli nächsten Jahres« denken und eine Regelmäßigkeit erkennen möchten. So ist unser Gehirn nun mal gestrickt. Allerdings ist die sprachliche Struktur in diesen beiden Fällen anders, denn dort wird etwas verkürzt: Aus »im Sommer des letzten/nächsten Jahres« entfällt das Wörtchen »des«.
In Bezug auf das laufende Jahr verhält es sich anders: Es heißt eben nicht eigentlich »im Juli des diesen Jahres«. Hier entfällt kein »des«, weil von vornherein gar keins da ist. Die Konstruktion ist ein schlichter Genitiv, genauso wie »im Keller dieses Hauses« oder »am Ufer dieses Flusses«. Da aber würde wohl kaum jemand überlegen, ob es vielleicht »diesen Hauses« oder »diesen Flusses« heißen müsste. Den Keller können Sie sich also als Eselsbrücke merken, wenn Sie mögen.
Wie immer sofort einleuchtend, liebe Juliane.
Hast du mit deinem Talent eigentlich auch eine Erklärung für die allgegenwärtige Verwechslung von „das“ und „dass“ parat? Vielleicht eine deiner tollen Eselsbrücken? Konnte hier im Blog nichts Spezifisches darüber finden. Mir fällt auf, dass selbst viele Profis den Unterschied nicht kennen.
Liebe Grüße
Katarina
Hallo Katarina,
eine Erklärung habe ich nicht, nur die Vermutung, dass die Kombination aus einem Komma und einem direkt darauf folgenden »das« bei vielen (und leider auch bei der Autokorrektur) einen Reflex auslöst, ein zweites s zu schreiben …
Ich vermute, dass (!) es oft ein rein motorischer Fehler ist. Wenn ich Englisch schreibe, bilden sich auch am Ende von „is“ und „has“ völlig überflüssige Ts, weil das irgendwie in die Finger einprogrammiert ist. Die Autokorrektur glaubt, es sei ein zulässiges Wort und meckert nicht, und wenn die Autokorrektur nicht meckert, denken die meisten, es müsste korrekt sein …