»Die Vermutung einer Frau ist viel genauer als die Gewissheit eines Mannes.«
Rudyard Kipling (1865 bis 1936)
Vor einiger Zeit schrieb mir eine Leserin, ihr falle immer häufiger die Verwechslung von »mutmaßlich« und »vermeintlich« auf. Spontan konnte ich diese Beobachtung nicht bestätigen, aber zumindest in die eine Richtung habe ich diesen Fehler inzwischen auch festgestellt: Oft sagt man »vermeintlich«, wo eigentlich »mutmaßlich« richtig wäre. Schauen wir also mal genauer hin.
Beide Begriffe sind Adjektive, und beide beschreiben eine Bewertung aufgrund von Annahmen und Indizien. Während aber »mutmaßlich« sozusagen die positive Variante ist (Duden: »aufgrund bestimmter Tatsachen, Anzeichen möglich, wahrscheinlich«), kennzeichnet »vermeintlich« tendenziell die gegenteilige Sachlage, nämlich eine irrige Annahme (Duden: »[irrtümlich, fälschlich] vermutet, angenommen; scheinbar«).
Ein mutmaßlicher Täter ist eine Person, von der man auf Basis aller gerade verfügbaren Indizien annehmen kann, dass sie eine bestimmte Tat begangen hat.
Entpuppt sich dieser Mensch aber im Nachhinein als völlig unbescholtener Bürger, dann war er nur vermeintlich der Täter. Im Rückblick kann man dann sagen, die Polizei suchte den vermeintlichen Täter; auch wenn er zum Zeitpunkt der Suche für die Beamten der mutmaßliche Täter war. Anders gesagt: Für den Gebrauch von »vermeintlich« benötigt man mehr gesicherte Informationen als für den von »mutmaßlich«.
Die Unterscheidung ähnelt ein wenig der zwischen »anscheinend« und »scheinbar«, über die ich hier schon einmal geschrieben habe.
Von mir aus gern :-)
Diese Klarstellung sollte in diversen Redaktionen im DIN A1 Format in jedem Büro an der Wand hängen! Viele Grüße,
So klar wie in der Mathematik ist das in sprachlicher Hinsicht nicht, aber stimmt, da war ich etwas ungenau. Ich…
Süß und salzig sind nicht zwei Alternativen. Auch wenn das Wort im Alltag so (falsch) benutzt wird. Im Mathematik-Studium habe…
Ist es. Wo haben Sie die Formulierung denn gelesen?